Schottland mit dem Caravan

Die Weite Schottlands mit dem Wohnwagen oder Wohnmobil entdecken – Ob am Loch Lomond oder im Rannoch Moor, von Edinburgh bis Glencoe. Die West-Highlands sind unbedingt eine Caravaning-Reise wert.

Erst das mittelalterliche Edinburgh erleben und dann die mythischen Highlands besuchen – eine abwechslungsreiche Tour durch Schottland mit dem Caravan.

Schottland mit dem Wohnwagen:
Caravaning vor Traumkulisse

Die Idee, Schottland mit dem Wohnwagen zu bereisen, ist im Wortsinn nicht gerade nahe liegend. Zwischen unserer norddeutschen Heimat und dem Land der Kiltträger und Dudelsackpfeifer liegt viel Land und Wasser. Doch Edinburgh und die West-Highlands sind unbedingt eine Reise wert.

Ausgerechnet ein Actionfilm hat unsere Sehnsucht nach Schottland geweckt: „Skyfall“. Jene James-Bond-Episode, die den Geheimagenten 007 an den Ort seiner Kindheit führt. Ein weites Tal, das in seiner Einsamkeit und Wildheit geradezu überirdisch schön erscheint. Zumindest auf der Kino-Leinwand. Wir möchten die Szenerie in Natura erleben und recherchieren im Internet.

Ort der Dreharbeiten ist Glen Coe in den West Highlands, wo auch schon Szenen von „Harry Potter“, „Highlander“ und „Braveheart“ gefilmt wurden. Liegt keine 200 Kilometer von der Hauptstadt Edinburgh entfernt. Erreichbar über eine A-Road, jene Kategorie also, die in etwa deutschen Bundesstraßen entspricht. Ein paar weitere Klicks zeigen, dass es an beiden Orten Campingplätze gibt. Somit sollte die Tour mit unserem Caravan machbar sein.

Infos über Anreisemöglichkeiten mit Gespann finden wir ebenfalls im Netz. Die britische Insel ist per Bahn durch den Eurotunnel Calais – Folkestone oder per Fähre von verschiedenen französischen, belgischen oder holländischen Häfen zu erreichen. Mögliche Zielhäfen sind Dover, Harwich oder Newcastle. Weil lange Fährstrecken gerade mit Gespann teuer sind, entschieden wir uns für eine entspannte Nachtfahrt von Hoek van Holland nach Harwich. Vom ostenglischen Hafen nach Edinburgh sind es knapp 700 Kilometer über Autobahnen und gut ausgebaute Landstraßen.

Edinburgh

Wir schaffen die Strecke locker innerhalb eines Tages und gewöhnen uns während der Fahrt schnell an den Linksverkehr. Dass unser Quartier in Edinburgh nur einen Katzensprung vom Autobahnring entfernt liegt und wir den Stadtverkehr somit meiden können, kommt uns dennoch sehr entgegen. Vom Camping und Caravanpark Morton Hall bringt uns eine Buslinie binnen 35 Minuten ins Herz Edinburghs. Man könnte von hier aber auch direkt zu Wanderungen in die hügelige Umgebung starten. Restaurant, Bar, Fernseh- und Spielraum – die ruhige parkartige Anlage ist mehrfach ausgezeichnet.

Edinburgh wird „Athen des Nordens“ genannt, weil sie auf Hügeln erbaut ist. Auf Calton Hill, dem Kegel eines erloschenen Vulkans, steht ein nie vollendetes Ehrenmal, das an die Akropolis erinnert. Schräg gegenüber thront Edinburgh Castle auf steil aufragendem Felsen. Von der mittelalterlichen Burg schweift der Blick über die sogenannte Neustadt, ein klassizistisches Viertel aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, bis zum Meeresarm Firth of Forth.

Im Stadtkern stört kaum ein modernes Gebäude die historische Kulisse. In den engen Gassen und zwischen hoch aufragenden, mit Türmchen und Giebeln verzierten Sandsteingebäuden scheint die Zeit seit Jahrhunderten still zu stehen. Es verwundert nicht, dass die Stadt Schauplatz zahlreicher Gespenstergeschichten ist und Joanne K. Rowling zu ihrem Romanzyklus über den Zauberlehrling Harry Potter inspirierte. In einem der vielen Edinburgher Pubs brachte sie ihre inzwischen weltbekannten Fantasien zu Papier.

Der Hauch der Geschichte ist auch in St. Andrews zu spüren. Schottlands älteste Universitätsstadt, die Wiege des Golf-Sports, liegt knapp zwei Autostunden entfernt. Wer die pittoreske Touristenroute entlang der Nordseeküste fährt, baucht weit länger. Aber es lohnt sich. In Schottland ist der Weg das Ziel.

"Queen of scottish Lochs"

Für unsere Weiterreise nach Glen Coe wählen wir die Route über die A 82. Sie führt am Westufer des Loch Lomond entlang, im Volksmund „Queen of scottish Lochs“ genannt. Die Königin der schottischen Seen zieren 33 Inselchen. Eine Szenerie, die geradezu dazu einlädt, länger Station zu machen. Wanderfans sind am einsameren Ostufer auf dem Campingplatz Milarrochy Bay bestens aufgehoben. Ein direkt am Wasser gelegener idealer Ausgangspunkt für Touren am Seeufer und in die Berge.

Während der südliche Teil des 33 Kilometer langen Loch Lomond noch von lieblich grünem Hügelland umgeben ist, ragt der schmalere Nordteil schon in die kargen Highlands. Die Straße ist kurvig, aber breit. Das Fahren mit Wohnwagen breitet kein Problem. Bald schon ist Rannoch Moor erreicht, eine fast unberührte Hochebene mit Seen und Tümpeln, die aufgrund sumpfigen Grunds und widriger klimatischer Bedingungen weitgehend menschenleer ist. Auf den umgebenden Bergen liegen auch im späten Frühjahr noch Schneereste. Wo die Hochebene endet, führt ein Sessellift ganzjährig ins höher gelegene Glencoe Mountain Resort. Im Winter nutzen ihn Skifahrer, im Sommer Wanderer.

Glencoe

Traumpanorama... Einfach gigantisch!


Wir beginnen uns gerade zu fragen, wann unser Traumpanorama wohl auftauchen wird, als die Straße durch eine Felsenge mit gischtendem Wasserfall führt. Und dann, nach der nächsten Kurve, eröffnet sich der Blick auf Glen Coe, wie wir es im Film gesehen haben: Ein weites Tal, die Bergflanken von eiszeitlichen Gletschern glatt gehobelt, von Moosen und Heidekraut grün und braun überzogen. Mit schneeweiß überzuckerten Gipfeln, die in stahlblauen Himmel ragen. Gigantisch! Wir steuern das Gespann auf eine der Parkbuchten am Straßenrand, genießen ein ausgedehntes Mittagsmahl und können uns nicht satt sehen am Ausblick.

Zwar hat es „Skyfall“, jenes trutzige Gutshaus, das James Bond im Film um die Ohren fliegt, hier niemals gegeben. Dennoch ist Glen Coe Schauplatz eines historischen Massakers. 1692 ließen die mit den Schotten verfeindeten Engländer hier sämtliche Mitglieder des MacDonald-Clans heimtückisch ermorden. Im Örtchen Glencoe Village, am Ende des Tals malerisch am Loch Neven gelegen, erinnern ein Denkmal und ein Museum an dieses düstere Kapitel britischer Geschichte. Es gibt auch ein Besucherzentrum in der Nähe, das über Tier- und Pflanzenwelt sowie über die zahlriechen Wandermöglichkeiten informiert.

Wir lassen uns am Ortsrand im Invercoe Caravan & Camping Park nieder. Sonderlich viel Komfort bietet der Platz zwar nicht. Aber der Ausblick über Wasser und Berge ist uns Luxus genug. Das Flüsschen Coe bahnt sich seinen Weg durch blumenbestandene Salzwiesen und Felder von Blasentang. Denn Loch Neven hat Verbindung zum fjordartigen Meeresarm Loch Linnhe und unterliegt deshalb dem Wechsel der Gezeiten.

Wir wandern zum Signalfelsen, von dem einst das Startzeichen zum Massenmord gegeben wurde und genießen den Blick auf die „Three Sisters“, eine Gruppe markant geformter Berge. Mit dem Auto erkunden wir die Küste. Im beschaulichen Oban genießen wir den Blick vom Mc Craigs Tower, einem vor gut 100 Jahren nach Vorbild des römischen Kolosseums errichteten Monument über den Hafen und die vorgelagerten Inseln, bevor wir köstliche Meeresfrüchte genießen und anschließend in der örtlichen Whiskey-Destillerei edlen Single Malt probieren.

Ein weiterer Ausflug führt uns nach Fort William. Die Kleinstadt dient Wanderern als Ausgangspunkt für die Besteigung von Schottlands höchstem Berg, dem Ben Navis. Hier beginnt eine der schönsten Panoramastraßen, die „Road to the isles“. Die „Straße zu den Inseln“ endet in Mallaig, einem kleinen Hafen, von dem eine Fähre zur Insel Skye verkehrt.


Den Weg dorthin säumen einige Sehenswürdigkeiten. „Neptune’s Staircase“ ist eine Kaskade von Schleusenbecken, in Glenfinnian steht ein patriotisches Denkmal inmitten herrlicher Landschaftskulisse und beim Weiler Arisaig zweigt von der Hautpstraße die winzige B 8008 ab und schlängelt sich entlang der Küste an weißen Sandstränden vorbei. Direkt am Ufer liegen Campingplätze mit Blick über Inseln und Meer. Hier müssen wir auch mal hin, ist unser erster Gedanke. Beim nächsten Schottlandurlaub.

Mit freundlicher Unterstützung / Text und Fotos:
© Martina Berliner


Der Bericht ist ebenso erschienen in Camping, Cars & Caravans 3/2017

Camping- und Stellplätze in Schottland

Edingburgh

Loch Lomond

Glencoe

Fähren-Tipps für Schottland

Tipps zu Fährfahrten mit Caravan:

  • Insbesondere bei langen Wohnwagen sehr langsam auf die schräge Rampe auffahren, um Aufsetzen des Caravans an Deichsel oder Heck zu verhindern.

  • Aus Sicherheitsgründen (Explosionsgefahr) muss das Gas während der Überfahrt abgedreht sein, Steckdosen gibt es auf den Autodecks meist nicht. Somit kann der Kühlschrank nicht betrieben werden. Auf Gefriergut sollte man deshalb ganz verzichten. Vorgekühlte Plastik-Aggregate tragen dazu bei, die Temperatur im Kühlschrank möglichst niedrig zu halten.

  • Auf See sind die Autodecks verschlossen, niemand darf im Fahrzeug bleiben. Es empfiehlt sich daher, eine Tasche mit benötigten Utensilien (Picknickkorb, Kamera, Sonnencreme, warme Kleidung, ggf. Kulturbeutel und Wechselwäsche) bereit zu stellen.

  • Zum Wiederauffinden des Fahrzeugs unbedingt die Decksbezeichnung merken. Zuweilen hängen beim Fahrstuhl zu den oberen Geschossen Merkzettel mit der entsprechenden Kennzeichnung durch Farben und/oder Zahlen.

Reiseliteratur für Schottland

Reiseführer:

Matthias Eickhoff: Schottland, Dumont, 17,99 Euro

Geographie:

Schottland umfasst das nördliche Drittel Großbritanniens und hat eine Fläche von 78.772 Quadratkilometern. Es teilt sich in drei geografische Regionen auf: die Highlands, die Central Lowlands und die Southern Uplands. Der höchste Berg Schottlands ist der 1.345 m hohe Ben Nevis bei Fort William.

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