Lesen Sie hier, wie der Start als gewerblicher Reisemobilvermieter gelingt.
Die Neuzulassungen von Reisemobilen in Deutschland wachsen seit Jahren. Auch die Vermietung boomt. Da liegt es nahe, sich am Wachstum des Caravaningmarktes zu beteiligen und selber in das Geschäft mit Mietreisemobilen einzusteigen. Aber wie geht das? Was muss beachtet werden, welche gesetzlichen Vorschriften gelten? Welche Fahrzeuge sind geeignet und wo kann man sie erwerben? Wir haben mit dem Experten Matthias Krokor gesprochen, der auf all diese und viele weitere Fragen die richtigen Antworten hat.
Herr Krokor, wenn ich angesichts des Caravaning-Booms bei Neuzulassungen und der hohen Nachfrage nach Mietfahrzeugen also auf die Idee komme in dies Geschäft einzusteigen, komme ich zu Ihnen. Was müsste ich für Voraussetzungen mitbringen, damit Sie sagen, das ist etwas, mit dem ich erfolgreich sein kann?
Matthias Krokor: Zunächst einmal sollten Sie einen seriösen Businessplan erstellen und das Gewerbe anmelden. Dann ist die Lage des Betriebs wichtig. Mitten im Wohngebiet wird das Ganze natürlich schwierig. Erst danach kommen die Fragen zu Art und Anzahl der Fahrzeuge in der Vermietflotte. Schon bei all diesen grundsätzlichen Dingen können sich Gründer, etwa von uns, beraten lassen. Je nach Standort und Businessplan schauen wir dann gemeinsam mit dem Vermieter, was für seine weitere Entwicklung nützlich ist. Wir haben zum Beispiel ein Vermieterportal für unsere Kunden. Dort sind Analysen von den Herstellern hinterlegt, welche Fahrzeuge gut gehen, welche Modelle gefragt sind.
Das gibt den Vermietern Orientierung. Außerdem haben wir alle möglichen Hilfestellung dort hinterlegt, von der Bedienungsanleitung bis zum Reparaturhandbuch. Da leiten wir ihn schon an, damit er so eigenständig wie möglich arbeiten kann, damit die Sache auch Spaß macht.
Wie zwingend nötig ist eine betriebswirtschaftliche Vorbildung oder Erfahrung im gewerblichen KFZ-Bereich, etwa in einer Werkstatt? Oder können Leute die vorher noch gar kein Geschäft betrieben haben zu Ihnen kommen und in die Reisemobil-Vermietung einsteigen?
Matthias Krokor: Das Optimale ist natürlich, wenn ich schon aus dem KFZ-Bereich komme. Das ist aber nicht die Grundvoraussetzung. Es gibt ja auch Leute, die machen schon seit 20 Jahren Camping oder noch länger und haben aus der Sicht da schon mal viel Erfahrung mit den Fahrzeugen. Kaufmännische Vorbildung ist ebenso sinnvoll wie bei jeder anderen Selbstständigkeit. Wir betreuen aber auch Vermieter, die machen das nebenberuflich, also haben das als Zweit-Gewerbe angemeldet. Und wir haben auch Quereinsteiger unter unseren Gründern.
Wie würde der ideale Standort aussehen? Braucht es viel Platz um die Fahrzeuge abzustellen? Vielleicht eine kleine Werkstatt, um kleinere Reparaturen selber vorzunehmen? Wie sieht die Infrastruktur für so einen Betrieb aus?
Matthias Krokor: Eine stark frequentierte Bundesstraße mit viel Durchgangsverkehr ist ein optimaler Standort. Dort werde ich auch gesehen. Liege ich etwas abseits, muss ich mehr in Werbung investieren. Von der Fläche her muss ich mir Gedanken machen, mit wie viel Fahrzeugen ich beginnen will, wie viele ich in Zukunft haben möchte. So ein Fahrzeug hat ja eine Fläche von mindestens 10 m². Das muss ich dann mal der Stückzahl hochrechnen. Und ich sollte natürlich auch eine Halle haben, wo ich das Fahrzeug mal reinstellen kann. Ich muss es sauber machen, ich muss es checken, ich muss kontrollieren. Da muss ich vielleicht mal gegebenenfalls auch kleine Reparaturen machen. Diese Möglichkeiten sollten natürlich gegeben sein.
Wie viele Vermiet-Fahrzeuge sind denn eine üblich Einstiegsgröße für den Anfang?
Matthias Krokor: Wir empfehlen mindestens drei. Je einen Kastenwagen, einen Teilintegrierten und einen Alkoven. Es hängt aber auch vom Standort ab, was in der Region besonders gefragt ist. In Großstädten gehen meistens die Kastenwagen besser und im ländlichen Raum gehen mehr die „normalen“ Reisemobile. Das ist so eine Faustformel. Im Bereich Kastenwagen sprechen wir da von 6 m Länge und bei den Teilintegrierten Modellen mit Hubbett und Alkoven im Bereich 6,5 bis 7 Meter Länge.
Gehen auch größere Reisemobile? Etwa Vollintegrierte mit 8 bis 9 Metern Länge unter dem Stichwort Luxus?
Matthias Krokor: Das geht später auch. Je nach Nachfrage in der Region. Aber für den Anfang empfehle ich immer, keine Experimente zu machen. Zunächst einmal mit den „Brot und Butter“ Fahrzeugen beginnen.
Zum Fahrzeugeinkauf: Wie funktioniert die Finanzierung? Werden die Fahrzeuge gekauft? Werden sie geleast? Gibt es da Mischfinanzierungen? Bei 3 bis 5 Reisemobilen auf dem Hof, ist das ja auch eine stattliche Summe.
Matthias Krokor: Der Fahrzeugeinkauf wird über einen Händler abgewickelt, der Vermieter kauft die Fahrzeuge als Gewerbetreibender. Es gibt bestimmte Vermieterprogramme, da hat der Hersteller mit dem Händler und der Bank schon ein attraktives Paketangebot ausgearbeitet. Leasing ist in unserer Branche eher unüblich. Die klassische Vorgehensweise ist Finanzierung entweder über die Hausbank oder über Banken, die auf Fahrzeug-Finanzierung spezialisiert sind.
Nun zum Abverkauf. Wie lange sind die Fahrzeuge üblicherweise in der Vermietung?
Matthias Krokor: Die Fahrzeuge sind durchschnittlich 1 bis 2 Saisons in der Vermietung. Solange sind sie immer noch in der Garantiezeit. Spätestens alle zwei Jahre werden die Fahrzeuge erneuert.
Und nach diesen zwei Jahren gibt der Vermieter die Fahrzeuge wieder beim Händler in Zahlung oder verkauft er sie selbst?
Matthias Krokor: Der Vermieter kann beim Verkauf deutlich mehr erwirtschaften, wenn er die Fahrzeuge selbst verkauft. Das ist ein wichtiger Teil seiner Einnahmen. Vermietung einerseits und Abverkauf der Vermietflotte andererseits.
Gibt es da Unterschiede zwischen Reisemobilen und Caravans oder ist die Systematik dieselbe?
Matthias Krokor: Das Grundprinzip ist das gleiche, aber der Trend geht eindeutig zu den Reisemobilen. Bei den Wohnwagen ist es eher mit den Vollintegrierten zu vergleichen. Das sind Exoten in der Vermietung. Ich kenne Vermieter, die bieten auch Wohnwagen man. Das läuft auch sehr gut, aber die haben sich vorsichtig herangetastet. In Städten, in Ballungsräumen wie Berlin, Hamburg, München sind Wohnwagen eher selten. Wenn, dann funktioniert das mehr in ländlichen Gebieten. Ich vermute dort gibt es mehr PKW mit Anhängekupplung.
Caravan-Krokor in Drebkau gibt es seit 34 Jahren. Ursprünglich ein „normaler“ Caravaning-Handelsbetrieb für Endverbraucher, konzentriert sich Geschäftsführer Matthias Krokor seit etwa 12 Jahren auf den gewerblichen Bereich und berät Kunden, die Wohnmobile oder auch Wohnwagen vermieten wollen.
Wie viel Arbeit versteckt sich für den Vermieter zwischen den Vermietungen? Wenn ein Kundenwechsel stattfindet, muss ja noch einiges am Fahrzeug gemacht werden.
Matthias Krokor: Bis zu 4 Stunden sollte man einplanen zwischen den Vermietungen eines Fahrzeugs, wenn keine Reparaturen notwendig sind. Mit Reparaturen muss ich noch mal 3 Stunden mehr ansetzen. Und ein wenig Puffer muss man da sicherlich immer mit einplanen. Die meisten planen mittlerweile einen Tag zwischen Rückgabe und erneuter Übergabe eines Mietreisemobils an den nächsten Kunden ein. Dann läuft das etwas entspannter.
Welche Arbeitsgänge sind zwischen Rückgabe und erneuter Übergabe an den nächsten Mieter durchzuführen?
Matthias Krokor: Der Mieter muss das Fahrzeug ja grob gereinigt zurückgeben. Und natürlich mit geleerten Grau- und Schwarzwassertanks. Der Vermieter muss dann noch die sanitären Einrichtungen, Küchen und Kontaktbereiche gründlich sauber machen und teils auch desinfizieren. Aber in 2 bis 3 Stunden ist das zu schaffen, ohne Reparaturen. Währenddessen wird auch das Wassersystem mit Zusätzen gereinigt und durchgespült.
Das klingt nach einer Menge Arbeit. Wie viel Personal ist dafür nötig, oder schafft man das alles in Eigenleistung?
Matthias Krokor: Als Faustformel: Bis zu 10 Fahrzeuge bekommt man theoretisch mit viel Fleiß als Vollzeitjob noch alleine hin. Da muss man aber Übergaben und Rücknahmen gut planen. Es gibt ja auch die Stoßzeiten, also wenn Ferienbeginn ist oder Ferienende, da muss man sich die Arbeit über ein paar Tage aufteilen und Aushilfen einsetzen. Über 10 Fahrzeuge muss sich der Vermieter dann grundsätzlich personell breiter aufstellen.
Und wenn Sie mal so das Portfolio Ihrer Beratungskunden überblicken, was ist so eine mittlere Größe und was wäre der kleinste und der größte Kunde gemessen an Fahrzeuganzahl?
Matthias Krokor: Wir haben von 3 Fahrzeugen bis 70 Fahrzeugen alles mit dabei. Ich würde mal schätzen, der Durchschnitt liegt bei etwa 10 Fahrzeugen. Die Vermieter mit mehr als 10 Fahrzeugen haben dann selber Reparaturmöglichkeiten, die können 90 Prozent aller Beschädigungen selbst beheben. Die anderen nutzen die Servicestationen der Fahrzeughersteller. Das ist es natürlich hilfreich, wenn so eine Servicewerkstatt in der Nähe der Vermietung liegt, damit die Wege nicht zu weit sind.
Um das alles auch mal in Zahlen zu gießen: Wie viel Geld müsste man in die Hand nehmen, um 3 Fahrzeuge in die Vermietung zu bringen? Und wie gut kann man davon leben?
Matthias Krokor: Also eins kann ich versprechen. Sie werden nicht nach einer Saison Millionär sein. Die Investition hängt natürlich von den Fahrzeugen ab und von der Ausstattung des Betriebs. Ich muss im Einkauf erst einmal netto um die 60-70.000 € pro Fahrzeug einplanen. Und es gibt einen Richtwert, damit man davon leben kann, sollten die Fahrzeuge zirka 120 Tage im Jahr vermietet werden. Besser darüber. Das wird in dem ersten Jahr vielleicht nicht ganz so leicht werden, weil man muss ja erst mal bekannt werden. Aber dann, nach dem zweiten oder dritten Jahr, sollten die 120 Tage auf alle Fälle erreichen. Und ab dem dritten Jahr sollte man dann auch darüber liegen. Unsere Kunden liegen zwischen 130 und 150 Miettagen und die kommen dann schon gut zurecht.
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